Licht An!

Lanstroper Ei

Lanstroper Ei I
Wenn kein Licht da ist muss man es mitbringen. Der Wasserturm Lanstroper Ei an der Autobahn A2 ist eine bekannte Landmarke im Dortmunder Norden. Er gilt als "heimatliches Identifikationsobjekt" für die umliegenden Gemeinden. Das Ei stand schon etwas länger auf meiner Illuminationsliste. An diesem Abend war es soweit.

Das Lanstroper Ei wurde zwischen 1904 und 1905 von der Dortmunder Stahlbaufirma Aug. Klönne im Auftrag der Stadt Unna errichtet. Durch den hohen Wasserverbrauch der umliegenden Zechen Gneisenau, Preußen, Scharnhorst und Minister Achenbach konnte die Wasserversorgung ohne einen solchen Hochbehälter nicht mehr sichergestellt werden. Außerdem diente er der Wasserversorgung der Dortmunder Stadtteile Derne, Lanstrop, Mengede sowie des Lünener Stadtteils Brambauer.

1981 wurde der Wasserturm entleert und der Betrieb eingestellt. Seit 1985 ist der Turm als Baudenkmal, er ist der letzte Barkhausen-Behälter im Ruhrgebiet, in der Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen. Besitzerwechsel des Wasserturms und gescheiterte Entwicklungsprojekte bestimmten für die nächsten 12 Jahre seine Geschichte. Die Folge war, dass auch eine grundlegende Restaurierung des Gebäudes lange Zeit unterblieb. Seit 1997 bemüht sich der Verein Lanstroper Ei e.V. um die Erhaltung des Bauwerks.

2007 kaufte die Stadt Dortmund das Lanstroper Ei und soll seit dem restauriert werden. Von den Umbauplänen konnte ich nichts entdecken.

Lanstroper Ei I

Lanstroper Ei II
Die Konstruktion des auf einem Gerüst stehenden Behälters mit den am Rand verstärkten Wänden wird nach seinem Konstrukteur, dem Bauingenieur Professor Georg Barkhausen von der Technischen Hochschule Hannover, auch Barkhausen-Behälter genannt. Dieser Wasserbehältertyp mit halbkugelförmigem Boden (bei der Bauart Klönne durch eine halbkugelförmige Abdeckung zur Kugel ergänzt, in diesem Fall durch ein dazwischen eingefügtes Zylindersegment verlängert) wurde bereits 1898 entwickelt und war vor allem nach der Jahrhundertwende weit verbreitet.

Das Lanstroper Ei ist 14 m breit, inklusive Gerüst 55,5 m hoch und wiegt 180 Tonnen. Sein Fassungsvermögen beträgt 2000 m3.

Lanstroper Ei II

Lanstroper Ei III
Lanstroper Ei III

Externsteine

Externsteine I
Seit Jahren hatte ich die Idee die Externsteine auszuleuchten und zu fotografieren. Da ich bei solchen Aktionen immer auf das richtige Wetter und fitte Helfer angewiesen bin (was glaubt ihr wie umfangreich die Beleuchtungsausrüstung ist, Stromgenerator, Ianiro Lichtset, Verlängerungsleitungen und Zubehör) muss die Planung stimmen. Am Sonntag den 11.10.2015 war es soweit. Nach einigen Schwierigkeiten mit dem Licht, wir mussten Teile der Ersatzausrüstung anschließen und der Rundlauf des Generators war am Anfang auch nicht so perfekt, konnten wir gerade noch rechtzeitig die Belichtungsreihen starten.

Die Idee hinter solchen Beleuchtungsaktionen ist, mit dem Licht das Motiv gegenüber der Umgebung freizustellen und zu betonen.
Externsteine I

Externsteine II
Im Zuge der Gebirgsbildung, der saxonischen Rahmenfaltung vor ca. 70 Millionen Jahren, wurden die ehemals waagerecht liegenden Gesteinsschichten dann lokal genau senkrecht gestellt. Durch die hier gut zu erkennende, für besonders massiven Sandstein typische Wollsackverwitterung sowie anschließende Erosion an der Oberfläche bekamen die Felsen ihre jetzige, etwas bizarr anmutende Form. Die Externsteine ragen, in der sonst weitgehend steinfreien Umgebung, ca. 48 m über der Oberfläche des Wiembecketeichs in die Höhe. Sie beginnen etwas versteckt im Wald mit vereinzelten kleinen Felsen und ziehen sich hin bis zu den gut sichtbaren 13 relativ freistehenden Einzelfelsen.
Externsteine II

Externsteine III - Die Kluft
Kulturgeschichtlich sind die Externsteine noch ein Forschungsgebiet. Es wurden zwar archäologische Funde aus der Altsteinzeit (um 10.000 v. Chr.) und Mittelsteinzeit gefunden, insbesondere Feuerstein-Spitzen und -Abschläge, aber dies belegt nur dass die damaligen Menschen die Steingruppe aufgesucht haben, aus welchen Gründen, ist den Relikten nicht zu entnehmen. Keine Funde gibt es hingegen für menschliche Nutzungen in der Jungsteinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit. Erst Mitte des sechsten Jahrhunderts, wie auch aus der Zeit von 840 und 1028 n. Chr. sind wieder Funde von menschlicher Nutzung zu finden. Eine moderne Auswertung der archäologischen Funde, insbesondere der Keramik und der Metallgüter, erbrachte eine Datierung der Fundobjekte vom späten 10. bis ins 19. Jahrhundert. Die daraus abgeleitete mindestens zeitweilige Anwesenheit von Menschen an der Felsengruppe passt zu einer Abdinghofer Urkunde, nach der die Externsteine 1093 von dem Paderborner Kloster gekauft worden sein sollen.
Externsteine III - Die Kluft

Sri Kamadchi Ampal Tempel

Einen großen Dank an Sri Arumugam Pascaran für die freundliche Genehmigung und Hilfe.

Sri Kamadchi Ampal Tempel I
Die Idee diesen Tempel abzulichten hatte ich schon ein wenig länger. Nachdem 2014 die Gopurams (Tempeltürme) im typischen südindischen Stil farbig bemalt worden sind, wurde aus der Idee ein Projekt. Die Ausrichtung des Tempels in einer Ost-West-Achse kam mir natürlich in meiner Eigenschaft als Nachtfotograf entgegen.
Wie fast immer fange ich Bildserien, soweit es möglich ist, mit einem “Etablishing Shot“ an. Hier benutzte ich die direkte mittige Frontale, die den Eingang des Tempels zeigt, um den Betrachter in die Serie einzuführen.
Sri Kamadchi Ampal Tempel I

Sri Kamadchi Ampal Tempel II
Die Geschichte dieses Tempels begann mit einer Tragödie. Von 1983 bis 2009 kam es zu einem ethnischen Konflikt zwischen den tamilischen und singhalesischen Volksgruppen in Sri Lanka. Dieser Bürgerkrieg, der zwischen 80.000 und 100.000 Todesopfer forderte, initiierte eine Flüchtlingswelle der tamilischen Hindus.
In Folge dieser Flüchtlingswelle kam der hinduistische Priester Sri Paskaran 1985 nach Deutschland. 1989, vier Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland, errichtete Sri Paskaran im Keller seiner Mietswohnung den ersten “Tempel“. In dem rudimentären Tempel verehrte er als zentrale Gottheit Sri Kamadchi Ampal, die Göttin mit den "Augen der Liebe" (Sanskrit: kama-akshi). Dieses Provisorium wurde den Gläubigen schnell zu klein. 1992 konnten die beengten Räumlichkeiten verlassen werden und in den ehemaligen Räumen einer Wäscherei wurde ein regulärer Tempelbetrieb aufgenommen. Zu diesen religiösen Aufgaben des Tempels gehörten neben der zweimal täglichen Puja (Andacht) auch das Feiern der hinduistischen Jahresfeste. Eine der wichtigsten Feierlichkeiten stellte dabei das jährliche Tempelfest dar, bei dem die Göttin den Tempel in einer öffentlichen Ausfahrt umrundet. Die Göttin kann so nicht nur von vielen gesehen werden, sondern sie segnet nach dem hinduistischen Glauben zugleich die Stadt und die in ihnen wohnenden Menschen. Die Prozession über die umliegenden Strassen fand in Hamm erstmals 1993 statt. Die öffentliche Ausfahrt der Göttin zog schnell das Interesse der in Deutschland lebenden hinduistischen Tamilen an. Ab 1994 wurde Sri Kamadchi Ampal nicht mehr auf einer Sänfte, sondern auf einem reich geschmückten Prozessionswagen um den Tempel herum geführt. Der Umzug der Göttin wuchs von wenigen hundert auf einige tausend Teilnehmer aus ganz Deutschland an.

Sri Kamadchi Ampal Tempel II

Sri Kamadchi Ampal Tempel III
Die wachsende Zahl der Besucher des Festes und der Prozession weckten nicht nur Freude an der südindischen Exotik, Frömmigkeit und Farbenpracht, sondern auch fremdenfeindliche Ressentiments und Protest. Da die alten Räumlichkeiten deutschen Feuerschutz- und Sicherheitsbestimmungen nicht genügten musste ein neuer Tempel geschaffen werden.
1997 wurde im Industriegebiet von Hamm-Uentrop ein „“Behelfstempel“ geschaffen. Dieser Standort war aufgrund seiner Nähe zum Datteln-Hamm-Kanal, ein fließendes Gewässer, wichtig für die rituellen Waschungen.
Im März 2000 wurde dann der Grundstein für den Sri Kamadchi Ampal Tempel auf dem Grundstück gegenüber dem Behelfstempel gelegt. Der Hammer Architekt Heinz-Rainer Eichhorst, der zunächst keinerlei Erfahrung im Bau von hinduistischen Tempeln hatte, konzipierte den Hammer Tempel streng nach der Vorlage und dem Stil des Kanchi-Kamakshi-Tempels im südindischen Kanchipuram in Tamil Nadu. Der Tempel ist streng nach rituellen Vorgaben konzipiert und in südindischem, traditionellen Stil mit 17 Meter hoch aufragendem Gopuram (Tempelturm) erbaut. Er misst 27 x 27 Meter, mit gesonderten Schreinen für jede Götterstatue. Die Türme und Schreine sind mit Ornamenten und mythologischen Figuren verziert - ganz wie das Vorbild des Sri Kamaksi Tempels im südindischen Kanchipuram. An diesen filigranen Details arbeiteten seit dem Frühjahr 2001 extra aus Südindien herbeigeholte Künstler.
Sri Kamadchi Ampal Tempel III

Sri Kamadchi Ampal Tempel IV
Vom 30. Juni bis 07. Juli 2002 feierten rund 3000 Hindus die Einweihung des Sri-Kamadchi-Ampal-Tempels. Mit Hilfe von vierzehn aus Sri Lanka, Indien, Australien und den USA eingeflogenen Priestern führte Sri Paskaran die umfangreichen Weihungsrituale durch, um dadurch den Tempel und die namensgebende Göttin zu segnen und sie mit Shakti zu erfüllen.
Der Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel ist seit seiner Fertigstellung der zweitgrößte hinduistische Tempel in Europa überhaupt. Er ist der einzige Tempel der Göttin Kamakshi außerhalb Indiens bzw. Südasiens. Die Baukosten in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro wurden ausschließlich durch Spenden finanziert.
Das nächste Projekt das Priester Sri Paskaran verfolgt, ist die Errichtung eines Kulturzentrums. Dieses soll über Veranstaltungen Integrationsarbeiten leisten und einen kulturellen Austausch mit Fortbildungen, einer Bibliothek und einem kleinen Museum ermöglichen.

Sri Kamadchi Ampal Tempel IV

Sri Kamadchi Ampal Tempel V
Den größten Ansturm erlebt der Sri Kamadchi Ampal Tempel , wenn im Frühjahr (Ende Mai, Anfang Juni, der Termin wird jeweils astrologisch ermittelt) das zweiwöchige Tempelfest stattfindet. Seit dem April 2007 rollte der neue, aufwendig gefertigte, neun Meter hohe Prozessionswagen erstmals um den Tempel. Er ist nun Sitz für die Göttin Kamadchi bei ihrem Umzug während des Tempelfestes. Im Rahmen der Prozession umrundet die Statue der Göttin Kamadchi auf einem buntgeschmückten Wagen den Tempel und segnet zugleich die Stadt und die in ihr lebenden Menschen. Daneben besteht der Zweck auch darin, die Fehler und Vergehen des vergangenen Jahres auszugleichen. Bis zu 25.000 Hindus aus ganz Europa pilgern für dieses Fest nach Hamm. Am Ende der Prozession wird das Götterbild der Kamakshi in den Datteln-Hamm-Kanal überführt und dort rituell gereinigt, bevor sie wieder in den Tempel zurückkehrt.
Den Sri Kamadchi Ampal Tempel in Hamm kennen die meisten tamilischen Hindus in Europa, er ist zu einem zentralen Ort ihrer Frömmigkeit geworden.

Sri Kamadchi Ampal Tempel V

Sri Kamadchi Ampal Tempel VI
Die meisten Menschen verwechseln Integration mit Assimilation. Manchen mag der hinduistische Tempel und sein Tempelfest fremd vorkommen doch er ist ein Zeichen für das Ankommen der hinduistischen Tamilen in Deutschland. Der Sri Kamadchi Ampal Tempel verbindet Integration und religiöse Identität der hinduistischen Tamilen und Inder. Er bewahrt ihre Traditionen und hilft dadurch sich in der deutschen Gesellschaft zurecht zu finden. Dies wird auch dadurch offenbar das sie viel Zeit und Geld in dem Tempelneubau investierten. Mehr als die Hälfte der 60.000 in Deutschland lebenden Tamilen besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft.
Ich möchte meine Serie mit einem Zitat von Sri Paskaran schließen: “Der Tempel ist für alle Menschen offen, egal welcher Religion sie angehören.“
Sri Kamadchi Ampal Tempel VI

Zauberlehrling

Zauberlehrling I - Emscherkunst 2013
Die Idee zur Lichtaktion.
Ein Strommast besteht aus hellen Stahlprofilen. Der Kontrast des Motivs zum Hintergrund, dem Himmel am Tag, ist relativ gering. Bei dunklem Nachthimmel ist ohne Licht der Strommast fast nicht zu erkennen. Eine Situation wie ich sie auch schon bei der Bramme für das Ruhrgebiet und bei der Skulptur Himmelstreppe vorfand. Und für dich sich auch dieselbe Lösung empfahl. Das Motiv durch Licht vom Hintergrund trennen um es dadurch zu inszenieren.
Zauberlehrling I - Emscherkunst 2013

Zauberlehrling II - Emscherkunst 2013
Der magische Geist der Emscherkunst lässt einen Strommast aus der Reihe tanzen. Er flieht aus den Verbund der verbindenden Leitungen und feiert seinen Triumph in ausgelassenen Bewegungen seiner Masten. Wie Goethes Zauberlehrling entzieht er sich, voll archaischer Energie, dem Diktat des Lehrlings und wird zum Meister seiner neuen Freiheit und Individualität.

Die von der Berliner Künstlergruppe Inges Idee entworfene, 35m hohe aus Stahlprofilen gefertigte, Skulptur gehört zu den bemerkenswerten Objekten der diesjährigen Emscherkunst.
Zauberlehrling II - Emscherkunst 2013

Himmelstreppe Halde Rheinelbe - "Licht auf der Halde Tour“

Himmelstreppe Halde Rheinelbe - "Licht auf der Halde Tour“
Die zweite “Licht auf der Halde Tour“ ging zur Himmelstreppe auf der Halde Rheinelbe. Wiederum ein Kunstobjekt was nachts nicht beleuchtet wird, dabei kann man es sogar am Tag von der A40 aus sehen. Mit der an der Bramme erprobten Technik ging es nun an dieser von Hermann Prigann erschaffenen Skulptur.

Mein Dank geht an den RVR (Regionalverband Ruhr) für die freundliche Unterstützung.
Himmelstreppe Halde Rheinelbe - "Licht auf der Halde Tour“ Teil II

Himmelstreppe Halde Rheinelbe I (Hermann Prigann)
Die Geschichte der Halde Rheinelbe

Die 1861 gegründete Zeche Rheinelbe wurde bereits im Jahr 1928 stillgelegt. Ihre Halde allerdings blieb weiterhin in Betrieb. Sie wurde weiter aufgeschüttet oder, bei Bedarf, als Baustoff abgetragen. 1999 kam es zur letzten Schüttung, um den von Hermann Prigrann konzipierten Spiralberg zu schaffen.
Die Halde Rheinelbe gehört zu den „Brennenden Halden“. Kohlenreste im Abraum sind durch Selbstentzündung (Kohle unter Druck in Kontakt mit Luftsauerstoff) in einem Schwelbrand geraten. Im Innern der Halde Rheinelbe sind schön Temperturen bis zu 400 Grad Celsius gemessen worden.
Himmelstreppe Halde Rheinelbe I (Hermann Prigann)

Himmelstreppe Halde Rheinelbe II (Hermann Prigann)
Die Skulptur

Der Name Himmelstreppe hält was der Titel verspricht. Ähnlich einer Spirale angelegte Wege führen über drei Rampenpfade, aus einer von der Natur zurückeroberten Industriebrache zum Tafelberg. Plötzlich öffnet sich der Wald und man schaut auf einen vegetationslosen grauen Kegel auf dessen Spitze, ähnlich wie in einem endzeitlichen Science-Fiction Film, die Skulptur thront. Die aus 35 Betonquadern errichtete 12m hohe Skulptur lässt dem Betrachter viel Raum für Assoziationen, die architektonische Schichtung der Betonquader erinnert an einen archaischen Kultbau. Im Zusammenspiel mit dem Tafelberg und der Treppe könnte man glauben eine Maya-Pyramide oder einen Azteken-Tempel vor sich zu sehen.
Die bis zu 18 Tonnen schweren Betonquader stammen von einer abgerissenen Zeche und verweisen auf die industrielle Geschichte des Ortes. Ein bezeichnendes Element in der Kunst Hermann Priganns, der in seinen Kunstwerken oft durch die Wahl des Materials einen Bezug zum Ort verband.

Oben an der Haldenspitze angekommen bietet sich dem Betrachter ein spektakulärer Rundblick weit über das Ruhrgebiet.
Himmelstreppe Halde Rheinelbe II (Hermann Prigann)

Himmelstreppe Halde Rheinelbe III (Hermann Prigann)
- Im Ruhrgebiet steht die Kunst auf den Bergen, diese Form der Kunst im Raum ist einzigartig in Europa. -

Der Aufwand

Warum dieser Aufwand die bisher unbeleuchteten Kunstwerke nachts zu illuminieren und zu fotografieren? Der Tetraeder, das Geleucht oder das Hallenhaus sind durch ihre Illumination als Landmarke weithin sichtbar und bekannt. Die “Bramme für das Ruhrgebiet“ von Richard Serra, die “Himmelstreppe“ von Hermann Prigann oder die “Totems“ von Agustín Ibarrola sind meist nur Kunstinteressierten bekannt. Warum nicht diese außergewöhnlichen, von bedeutenden Künstlern geschaffen, Objekte/Skulpturen durch den Einsatz von Licht mehr in den Mittelpunkt stellen?
Himmelstreppe Halde Rheinelbe III (Hermann Prigann)

Himmelstreppe Halde Rheinelbe IV (Hermann Prigann)
Es hatten schon alle ihre Aufnahmen im Kasten da sind Giovanni und ich noch mal nach oben gegangen. Am Tag zuvor während der Lichtprobe war die Fernsicht fast nicht gegeben, an diesem Abend waren die Bedingungen ideal. Wir bauten unsere Kameras auf und starteten unsere Aufnahmen, dabei konnten wir die nächtliche Fernsicht von oben genießen.
Zwischendurch mussten noch ein paar Jungs verjagt werden die, während die Belichtungsreihe lief, nach oben wollten und der Dirk machte ein “Making of“ von unserem fotografieren.
Himmelstreppe Halde Rheinelbe IV (Hermann Prigann)

Himmelstreppe Halde Rheinelbe V (Hermann Prigann)
Himmelstreppe Halde Rheinelbe V (Hermann Prigann)

Himmelstreppe Halde Rheinelbe VI (Hermann Prigann)
Himmelstreppe Halde Rheinelbe VI (Hermann Prigann)

Himmelstreppe Halde Rheinelbe VII (Hermann Prigann)
Himmelstreppe Halde Rheinelbe VII (Hermann Prigann)

Himmelstreppe Halde Rheinelbe VIII (Hermann Prigann)
Himmelstreppe Halde Rheinelbe VIII (Hermann Prigann)

Bramme für das Ruhrgebiet (Richard Serra) III

Bramme für das Ruhrgebiet IV (Richard Serra)
Richard Serra

Der 1939 geborene Richard Serra zählt zu den bedeutendsten lebenden US-amerikanischen Bildhauern.

Um sich seinen Lebensunterhalt während des Studiums zu verdienen arbeitete Serra in einem Stahlwerk, wo er erste wertvolle Erfahrungen im Umgang mit dem vielseitigen Werkstoff Stahl sammeln konnte, die für seine spätere Laufbahn prägend wurden.

Bekanntheit erlangte Richard Serra durch Konstruktionen aus großen Stahlzylindern und Stahlblöcken. In sich ruhend betonen sie das Gewicht und die Eigenart des Werkstoffs Stahl, dessen Oberfläche unbehandelt der Korrosion ausgesetzt ist.
Die monumentalen großen Skulpturen, oft auf ihre Standorte zugeschnitten, ruhen in sich und betonen das Gewicht, vereinen Schwere und Leichtigkeit zugleich. Die Wahrnehmung der Skulpturen ist abhängig vom Standpunkt des Betrachters und verändert sich durch Ein- und Ausschnitte bei jedem Schritt. Die Aufstellungsorte für seine Werke wählt er nach dem dialektischen Prinzip „Versperren und Öffnen zugleich“ aus, eine notwendige Vorbedingung, um dem Betrachter „neue Wege des Sehens“ nahezubringen.
Neben dem Spiel mit wechselnden Perspektiven und deren Wahrnehmung variiert Serra die Themen Schwerkraft und Gleichgewicht als physikalische Problematik von Körper und Raum. Er geht der Frage nach, wie Körper sich als Körper zu dem sie umgebenden und durch sie selbst gebildeten Raum verhalten.

„Im Grunde möchte ich Skulpturen machen, die für eine neue Art von Erfahrung stehen, die Möglichkeiten von Skulptur eröffnen, die es so bislang nicht gab.“
– Richard Serra

1998 entstand mit der Bramme für das Ruhrgebiet auf der Halde Schurenbach in Essen eine bekannte Arbeit Serras. Die Bramme ist als Landmarke auf der Spitze einer Bergehalde von weither sichtbar. Sie besteht aus einer 14,5 m hohen, 67 Tonnen schweren Stahlplatte, die sowohl an die Tradition der Stahlproduktion im Ruhrgebiet, als auch an die Zwangsarbeiter, die während des Dritten Reiches die Schurenbachhalde auftürmten, erinnern soll.
(quelle: wikipedia.de)

Bramme für das Ruhrgebiet IV (Richard Serra)

Bramme für das Ruhrgebiet V (Richard Serra)
Ein überarbeitetes Bild dieser Aufnahme, Bramme für das Ruhrgebiet V (Richard Serra), ziert das Cover der Sonderausgabe des Monopol-Magazins zur Kunst im Ruhrgebiet.
Bramme für das Ruhrgebiet V (Richard Serra)

Der Westen leuchtet! – Cover Monopol Ruhr
Für das Cover des Sonderhefts Monopol Ruhr verdichtete die Redaktion des Monopol-Magazin das Bild. Zwar fielen der virtuellen Schere der Redaktion die Blauen Eier des Bottroper Klärwerks zum Opfer. Allerdings konnte dadurch der Zusammenhang der Kunst Richard Serras zur industriellen Identität des Ruhrgebiets intensiver dargestellt werden.
Der Westen leuchtet! – Cover Monopol Ruhr

Bramme für das Ruhrgebiet VI (Richard Serra)
Bramme für das Ruhrgebiet VI (Richard Serra)

Bramme für das Ruhrgebiet VII (Richard Serra)
Bramme für das Ruhrgebiet VII (Richard Serra)

Bramme für das Ruhrgebiet VIII (Richard Serra)
Bramme für das Ruhrgebiet VIII (Richard Serra)

Bramme für das Ruhrgebiet (Richard Serra) II

Bramme - “Licht auf der Halde Tour“
Seitdem ich das erste Mal oben war (2007) hatte ich die Idee die "Bramme für das Ruhrgebiet" und das umliegende Gelände auszuleuchten. Nachdem ich einen Stromgenerator (leihweise) und eine Fahrgenehmigung für die Schurenbachhalde bekommen hatte, musste ich nur noch auf passendes Wetter warten. Am 12. und 14. Oktober war es dann soweit.
Mit der eigenen Lichtinszenierung wollte ich das Monument mehr in den Vordergrund der Betrachtung legen.

Mein Dank geht an den RVR (Regionalverband Ruhr) für die freundliche Unterstützung.
Bramme - “Licht auf der Halde Tour“

Bramme für das Ruhrgebiet I (Richard Serra)
Die Geschichte der Schurenbachhalde

Mit dem fortschreiten der Mechanisierung im Kohleabbau in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts stieg der Überschuss an Bergematerial deutlich an. Erst in den 70er Jahren entstand dann Essens jüngste und größte Halde. Anfangs mit Waschbergen der Zeche Fritz-Heinrich in Altenessen kamen dann später die Waschberge von der Großzeche Nordstern/Zollverein. Nach Schliessung der Zeche Zollverein 1986 luden auch andere Steinkohlezechen bis Mitte der 90er Jahre ihren Abraum auf dieser Bergehalde ab.
1986 entschied die RAG die Schurenbachhalde zum Vorzeigeberg aufzuschütten. 250.000 Bäume und Setzlinge wurden gepflanzt, Wiesen und Teiche angelegt, Bänke aufgestellt und ein Wanderweg angelegt.

Am ersten Abend, wo das Equipment dort aufgebaut und getestet wurde, sind verschiedene Beleuchtungsmöglichkeiten ausprobiert worden. In diesem Bild sind die Scheinwerfer fast ausschließlich auf die Bramme gerichtet so das der Underground nur wenig Restlicht bekam. Der Hintergrund ist in diesem Bild abgedunkelt um die Bramme mehr zu betonen.
Bramme für das Ruhrgebiet I (Richard Serra)

Bramme für das Ruhrgebiet II (Richard Serra)
Die Bramme für das Ruhrgebiet - Denkmal und Sinnbild der industriellen Vergangenheit des Reviers.

Im Rahmen der IBA Emscher Park begann eine Diskussion über die Bedeutung der Bergehalden für das Ruhrgebiet. Ein authentischer Umgang mit und die kulturelle Weiterentwicklung der Industrielandschaft sollte hierbei berücksichtigt werden. 1996 beauftragte man den amerikanischen Künstler Richard Serra mit der künstlerischen Umgestaltung des künstlich gewachsenen Berges. Das Plateau der Halde selbst wurde auf Serras Wunsch mit schwarzem Schotter zu einer vegetationslosen, konvex gewölbten Fläche geformt.
Mit der Installation der fast 15 m hohen stählernen Skulptur "Bramme für das Ruhrgebiet" am 10. November 1998 wurde auch die betriebliche Phase der Haldenschüttung abgeschlossen und die Schurenbachhalde zu einer bekannten Landmarke des Emscher Landschaftsparks.

Eine weitere Lehre aus dem Testaufbau war das der Stromgenerator und die Scheinwerfer weiter weg mussten. Der Generator stand auf derselben Linie wie die Scheinwerfer und war unerträglich laut. Beim zweiten Event waren die Scheinwerfer 10m weiter weg von der Bramme und der Generator 10m hinter der Linie der Scheinwerfer.

Bramme für das Ruhrgebiet II (Richard Serra)

Bramme für das Ruhrgebiet III (Richard Serra)
Die Bramme steht auf dem höchsten Punkt einer elliptischen Ebene, die nur mit dem Abraummaterial der ehemaligen Bergehalde bedeckt ist und daher das Aussehen einer Mondlandschaft hat. Mit ihren Breitseiten ist sie exakt nach Osten/Westen ausgerichtet und um 3° nach Süden geneigt.
Die Bramme besteht aus wetterfestem Walzstahl, ist 14,5 m hoch (sichtbar), 4,2 m breit und 13,5 cm dick, die Verankerungstiefe im Boden ist 13,5 m, ihr Gewicht beträgt 67 Tonnen. Hergestellt wurde sie in Frankreich von der Firma Creusot-Loire-Industries, da es im Ruhrgebiet zum Zeitpunkt der Fertigung für diese Größe keine Produktionsstätte mehr gab.

In dieser Aufnahme ist das Settings des Lichtaufbaus auf das umliegende Gelände ausgedehnt worden. So ähnlich erfolgte dann auch der Aufbau der Scheinwerfer beim zweiten Abend auf der Halde.
Bramme für das Ruhrgebiet III (Richard Serra)

Bramme für das Ruhrgebiet (Richard Serra) I

Richard Serra - Bramme für das Ruhrgebiet I
"(...) Ich schlug vor, dem Rücken der Kohlenhalde die Kontur einer großen Ellipse zu verleihen. Durch Erdumschichtungen gelang es, ein riesiges, ovales Plateau zu errichten, das einen Panoramablick von 360° auf die Umgebung gewährt.

Durch die sanfte Kurvung der elliptischen Ebene gelangt man auf natürliche Weise zu ihrem höchsten Punkt und ihrem Zentrum. Ich schlage vor, genau hier, am Schnittpunkt von Längs- und Querachse der Ellipse, eine Skulptur zu errichten. Ich möchte eine große, 15 m hohe, 4,50 m breite und zehn cm starke Bramme aus Stahl aufstellen, die sich um 45 cm seitwärts neigt. Die Skulptur wird auf der Querachse der Ellipse aufgestellt, südwärts geneigt, so dass ihre Fläche deutlich sichtbar ist, wenn man sich der Skulptur über die Längsachse der Ellipse nähert.

Die Bedeutung der Skulptur erwächst aus ihrem sozialen und geographischen Kontext. Ihre stelenartige Gestalt lässt eine Reihe von Lesarten zu, deren naheliegendste und offensichtlichste in der Skulptur ein Symbol für das Ruhrgebiet und seine Kohle- und Stahlindustrie sehen lässt. Die Skulptur versetzt den Betrachter in die soziale Realität ihres Standortes und verlangt, sich die Geschichte der Region bewusst zu machen."


Richard Serra, November 1997

Technische Daten der Bramme:
Höhe über Grund in Meter: 14,5
Breite in Meter: 4,2
Dicke in Zentimetern: 13,5
Gewicht in Tonnen: 67
Tiefe der Verankerung im Boden in Meter: 13,5
Neigung: 3° nach Süden
Kosten in DM (€): 1.000.000 (510.000)
gefertigt aus wetterfesten Walzstahl (Corten-Stahl) von der Firma Creusot-Loire-Industries
errichtet am 10 November 1998

Bramme für das Ruhrgebiet (Richard Serra)

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