Schiffshebewerk Henrichenburg

Schiffshebewerk Henrichenburg I
In der ursprünglichen Planung war jedoch anstatt des Schiffshebewerks ein Schleusensystem vorgesehen, um die 14 Meter hohe Geländestufe bei Henrichenburg zu überwinden. Diese Lösung scheiterte jedoch aufgrund des großen Wasserverlustes des Dortmund-Ems-Kanals durch Versickerung und Verdunstung. Deshalb entschied man sich für die Schiffshebewerktechnik, bei der man technisches Neuland betrat.
1894 wurde dann mit dem Bau des Schiffshebewerks begonnen. Bereits 1897, zwei Jahre vor der offiziellen Einweihung, sind die ersten Schiffe gehoben worden. Die Premiere fand am 27. Dezember 1897 mit dem Dampfer Dortmund statt.
Das Schiffshebewerk und der Dortmund-Ems-Kanal wurden offiziell am 11. August 1899 vom damaligen Kaiser Wilhelm II. mit ca. 40000 Schaulustigen eingeweiht. Zu diesem Anlass wurde das Schiff des Kaisers im Trog gehoben, ehe es seine Fahrt auf dem Oberwasser fortsetzte.
Die nächsten 70 Jahre war das Hebewerk fortan in Betrieb, ehe es stillgelegt und durch ein neues Hebewerk in direkter Nachbarschaft ersetzt wurde. Nach der endgültigen Stilllegung im Jahre 1970 verfiel es zur Ruine. 1979 wurde das Hebewerk unter Denkmalschutz gestellt und ab 1982 aufwändig restauriert. Die Funktionsfähigkeit wurde jedoch nicht wieder hergestellt. Am 12. September wurde schließlich das Museum „altes Schiffshebewerk Henrichenburg“ eröffnet. (Quelle: Große Bauingenieursexkursion 2004)
Schiffshebewerk Henrichenburg I

Schiffshebwerk Henrichenburg II
Funktionsweise des Schiffshebewerks
Kernstück des Schiffshebewerks ist ein wassergefüllter Trog mit 70 m Länge, 8,80 m Breite und 2,50 m Wassertiefe, in den die zu hebenden bzw. zu senkende Schiffe einfuhren. Die maximale Größe der Schiffe durfte 67 m x 8,60 m nicht überschreiten. Das zulässige Gewicht der Schiffe war auf 600 t beschränkt. Der Trog ruht auf fünf aus Stahlblech zusammen genieteten mit Teer abgedichteten luftgefüllten Schwimmern bzw. Hohlzylindern, die in wassergefüllten Brunnen mit einem Durchmesser von 8,80 m und einer Tiefe von 33,5 m schwimmen. Ihr Auftrieb entsprach dem gemeinsamen Gewicht von Trog und Trogwasser. Dieses Gleichgewicht wurde durch das einfahrende Schiff nicht gestört, da das Schiff im Trog die Menge an Wasser verdrängte, die seinem Gewicht entsprach. Nach dem Einfahren des Schiffs wurde das Trogtor geschlossen. Durch Vergrößern oder Verringern der Wassermenge im Trog wurde das Gleichgewicht gestört. Dadurch hob oder sank der Trog mit dem eingefahrenen Schiff. In der Regel wurde der Wasserstand zum Heben bzw. Senken eines Schiffes um ungefähr 3 cm abgesenkt bzw. angehoben. Dies entsprach ungefähr einer Gewichtsreduktion bzw. Gewichtszunahme von ca. 18 t. Das bewegte Gesamtgewicht betrug ca. 3100 t. Vier senkrecht stehende 20 Meter lange Schraubenspindeln, mit einem Außendurchmesser von 280 mm, die sich in feststehenden Muttern drehten, gewährleisteten eine jederzeit kontrollierte Bewegung und Lage des Trogs. Die Rohlinge der Spindeln erhielten eine Längsbohrung von 110 mm Innendurchmesser, um eventuelle Fehler im Material aufzuspüren und um die Spindeln bei Frosttemperaturen mit Abdampf vor dem Einfrieren zu schützen. Angetrieben bzw. gebremst wurden sie von einem Elektromotor mit Bremse auf dem Hebewerk mit 150 PS. Die Dauer eines Hebe- und Senkvorgangs, bei der 14 m Höhenunterschied überwunden wurden, betrug ca. 2 x 12,5 Minuten einschließlich der Ein- und Ausfahrt der Schiffe. Die reine Hubdauer betrug 2,5 Minuten.

Nach der Inbetriebsetzung des neuen Hebewerkes wurde das alte Hebewerk nach kurzer Zeit stillgelegt. Ein Jahr später (1963) versuchte man eine Wiederinbetriebnahme. Dabei stellte sich heraus, dass sich der Trog auf halbem Wege verkantet hatte und sich in keine der beiden Endlagen bewegen ließ. In diesem Zustand ist das Hebewerk bis heute verblieben und nach weiteren 30 Jahren als Museumsstück konserviert worden. (Quelle: Große Bauingenieursexkursion 2004 & wikipedia)
Schiffshebewerk Henrichenburg II

Schiffshebewerk Henrichenburg III
Das Schiffshebewerk heute:
Nach der endgültigen Stilllegung verfiel das Hebewerk. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe beschloss 1979 das technische Denkmal als Standort des Westfälischen Industriemuseums aufzubauen. Nach Restaurierung und Rekonstruktion ist das Alte Schiffshebewerk ohne Wiederherstellung der ursprünglichen Funktion zusammen mit seinem unteren Vorhafen (Unterwasser), dem oberen Vorhafen und einem Stück Kanal als Museum eröffnet. Der untere Vorhafen wird auch als Marina genutzt.
Das Alte Schiffshebewerk ist eine Eisenfachwerkkonstruktion mit fünf Schwimmerschächten. Der Trog und die steinernen Oberhaupt- und Unterhaupttürme sind begehbar. Im ehemaligen Kessel- und Maschinenhaus sind Maschinen, Modelle und Bilder zu sehen. Auf einem 400 m langen Kanalabschnitt im Anschluss an den oberen Vorhafen zeigt das Museum eine Sammlung historischer Schiffe und schwimmender Arbeitsgeräte, eine Anlege- und Verladestelle für Güterschiffe, eine Hellinganlage zur Schiffsreparatur mit historischem Drehkran von 1906 und den Kanaldurchlass mit altem Klapptor von 1914 sowie eine historische Hubbrücke von 1897.
Das Alte Schiffshebewerk Henrichenburg ist heute zentraler Ankerpunkt der Route der Industriekultur. (Quelle:wikipedia)
Schiffshebewerk Henrichenburg III

Schiffshebewerk Henrichenburg IV
Schiffshebewerk Henrichenburg IV









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